Vietnam 17.02.24 bis 25.03.24
Wir haben uns für einen echten Asienstart das freundliche Vietnam ausgesucht. Wir wurden aufgrund der Gespräche und Reiseerfahrungen von anderen bestärkt Vietnam zu besuchen. Da sind wir nun und stehen für neue Abenteuer bereit. Alleinig das sehr heiße Klima (40 Grad C) im Süden von Vietnam war Grund den ursprünglichen Ablauf anzupassen. Aber wer länger reist, wird schnell merken „es kommt immer anders als man plant“.
Unser Startpunkt war Na Dang und so sind wir von Singapur direkt hier hergeflogen. Gleich im Nachbarort Hoi An haben wir unser erstes Basislager bezogen und so einen langsamen Einstieg ins vietnamesische Leben bekommen. Bis zum Tag unserer Abreise aus Vietnam; also viele Wochen später, haben wir immer sehr freundliche Vietnamesen erleben dürfen und so manche lustige Begegnung gehabt. Doch dazu später mehr.
Schnell haben wir auch sehen müssen, dass die Touristenbilder in Katalogen deutlich einer Schönheitskur unterzogen wurden. Während unseres Aufenthaltes sah es nie so aus wie auf den Bildern. Aber wir sind ja inzwischen weltgewandt und erfreuen uns der Dinge die wir in der Realität sehen. Deshalb sind wir auch unterwegs und wollen das echte Land kennenlernen und nicht den Werbefilm bestätigt sehen.
Aber zurück zur Welterbe Stadt Hoi An. Dies ist eine Touristenhochburg, da hier Laternen und die Schneiderkunst sehr groß geschrieben werden. Die gut erhaltene Altstadt besteht aus einem Mix aus chinesischen Shophäusern, Tempeln in Holzbauweise und Gebäuden aus der französischen Kolonialzeit, oft bunt gestrichen. Die Lage am Fluss mit direktem Meerzugang macht es besonders. Man konnte auch mit den vielen Booten Touren unternehmen, was wir aber aufgrund der starken Verschmutzung des Flusses jedoch nicht wollten. So haben auch wir uns per Moped oder Fahrrad unter das Volk gemischt und die Gegend erkundet. Eigentlich wollte sich Stephanie ein Kleid schneidern lassen. Aber es gab oft sehr bunte Stoffe und die Stoffe die gefielen waren dann ziemlich teuer schon ohne das Nähen. So sahen wir uns die Läden an und am Abend leuchteten die Laternen auf dem Wasser und in den Geschäften. Da es jedoch vor Menschen nur so wimmelte, ließen wir das Laternenfest am kommenden Tag ausfallen.
In unserem schönen Hotel genossen wir neben dem leckeren Frühstück; es gab auch was für Europäer, den Pool für ausgiebige Entspannungsphasen. Lag vermutlich auch an der ersten Magenverstimmung vom Essen des Vorabends in einer nicht so ganz sauberen Kneipe.
Vertrauen wird großgeschrieben, dies konnten wir erleben als wir die SIM Karte fürs Handy kauften. Der Verkäufer baute diese gleich ein, alles funktionierte wunderbar nur unser Bargeld reichte nicht um ihn zu bezahlen. Der Verkäufer ganz entspannt, nahm eine Anzahlung von 300.000 und meinte „komm halt morgen wieder und zahle den Rest“. Dies haben wir natürlich auch gemacht, aber die Vorgehensweise merken wir uns für den nächsten Einkauf in Deutschland und probieren dies mal aus J.
Ab Hoi An haben wir dann unsere Fahrt in den Norden des Landes begonnen. Wir wollten entlang der Küste bis nach Hanoi reisen, um so das Land zu erfahren. Dank eines guten Tipps nutzen wir dazu den berühmten Zug der entlang der Küste rollt und an den wichtigsten Stationen haltmacht. Genau unser Ding, also ab in den Zug und auf zum nächsten Ziel. Zugfahren ist sehr gemütlich, da die Höchstgeschwindigkeit mit Rückenwind bei guten 50 km/h liegt und man so wunderbar die Landschaft als auch die Mitreisenden kennenlernen kann. Außerdem ist es auch für Vietnamesen erschwinglich mit dem Zug zu fahren, da 1 Stunde Zugfahren rund 1 € kostet. So saßen wir bequem in unseren Liege Ledersesseln und rasten durchs Land. Nebenbei sahen wir andere Touristen und eben viele Einheimische die sich das Angebot des Boardrestaurantes schmecken ließen. Im Angebot waren immer gekochte Eier, eine Suppe meist mit nahrhaften Hühnerfüssen und jede Menge Instantnudeln oder Reis. Spannend war auch, dass jeder Wagon seinen eigenen Schaffner hatte, dazu noch das Restaurantpersonal und das Personal in der Küche (meist war diese eine Sammlung an Campingkochern im letzten Wagon), so dass manchmal mehr Personal zu sehen war als Fahrgäste J. Auch der Beginn oder das Ende einer Fahrt war erlebnisreich. In den Bahnhof kommt man nur nach Vorzeigen der Fahrkarte. Der Zugang zum Bahnsteig ist verschlossen. Dieser wird vor Einfahrt des Zuges geöffnet. Dann kann man nach Vorzeigen der Fahrkarte den Bahnsteig betreten. Der Warte- bzw. Stehplatz wird einem zugewiesen. Der Zug fährt mit großem Getöse ein. Vor Betreten des Wagons muss man ein drittes Mal seine Fahrkarte zeigen J. Mit viel Glück kommt dann während der Fahrt noch ein Schaffner vorbei und will die Fahrkarte sehen. Am Ziel dann angekommen, heißt es schnell aussteigen und den Bahnsteig und Bahnhof verlassen. Freundliches Personal steht winkend bereit und signalisiert, „mach mal hin“. Dann wird alles wieder mit dicken Schlössern und schweren Türen verschlossen. Ein spannendes Erlebnis und jede Menge Arbeitsplätze mit viel Wartezeit, da nur 6 Züge am Tag fahren.
Nach unserer ersten Zugfahrt landetet wir in der Kaiserstadt Hue (ausgesprochen Huii) am Parfümfluss. Die kleine Stadt, 400.000 Einwohner, liegt unweit des Meeres vor einer schönen Hügel- und Gebirgslandschaft direkt am Hương Giang – dem sogenannten „Parfümfluss“. Warum Parfümfluss? Woher kommt der schön klingende Name für einen Fluss? Song Huong ist ein langsam fließender Fluss, der übersetzt etwa Fluss der Wohlgerüche, Duftfluss oder eben Parfümfluss bezeichnet wird. Die Namensdeutung enthält verschiedene Theorien. Eine davon verweist auf die Pollen und Blüten, die im Frühjahr auf dem Wasser treiben, eine andere auf die wohlriechenden Edelhölzer, die auf dem Fluss transportiert wurden. Hue selber besteht aus vielen Gassen und Flußläufen und wird daher auch das Venedig von Asien genannt. Aber der Parfümfluss lädt nicht zum Baden ein und Parfüm könnte er wirklich gebrauchen. Leider ist auch hier das Müllproblem all gegenwärtig und die umgesetzte Entsorgung über – ich kippe es in den Fluß oder ich verbrenne es – nicht gerade Umweltverträglich ist für uns schwer zu verstehen und zu ertragen. Manche Menschen wohnen so direkt im Müll.
Eine Abendrunde in der Stadt zeigte uns, auch hier ist laute Musik der Renner und auch hier geht keiner zu Fuß, sondern bedient sich des Mopeds. Allerdings wird unser Umgang mit dem Straßenverkehr immer besser. Oberste Regel niemals stehen bleiben oder anhalten. Andere Verkehrsteilnehmer rechnen nur mit beweglichen Hindernissen. Bleibt man gar aus Sorge um sein Leben stehen oder versucht man erlernte Verkehrsregeln oder gar grüne Ampeln zu nutzen, kann man gleich den Sarg bestellen. Dies einmal verinnerlicht, überlebt man den Straßenverkehr egal ob als Fußgänger oder Fahrzeugführer. Die zweite Regel ist, der Größte hat Vorfahrt; nein er nimmt sich die Vorfahrt. Die dritte Regel ist, Ampeln sind nur Straßenschmuck. Allgemein gilt weiterhin, im Dunkeln bleibt das Licht am Moped aus, Helme tragen nur Doofe, eine Nutzung des Mopeds mit bis zu 5 Personen gleichzeitig ist umweltfreundlich, Kinder die nicht allein sitzen können werden während der Fahrt auf dem Arm getragen, achso telefonieren und einarmiges Fahren ist Basisverhalten. Zur Beruhigung der Familie – wir machen dies alles nicht und fahren mit Helm, zweihändig und sogar mit Licht. Deshalb erkennt man so auch schnell die Touristen. Aber der Beschreibung nicht genug. Das Fahren auf den Straßen ist nie langweilig. Stellt euch vor ihr fahrt mit dem Moped die Straße entlang; es hupt und singt um euch herum, ihr werdet links oder rechts überholt, euch kommt von vorn immer ein Falschfahrer entgegen und ihr teilt euch die Straße mit Fahrrädern, Autos, Lkw´s, Bussen und Kühen, Wasserbüffel, Ziegen oder einfach nur mit Hunden die auf der Straße ein Schläfchen halten. Da sage einer noch es ist langweilig unterwegs zu sein J.
Wir besuchten die Zitadelle und die verbotene Stadt. Hier waren wir von 11 bis 17 Uhr unterwegs, was einiges über die Größe und auch Schönheit aussagt. Es gab verschiedene Tempel, alte Gebäude, Ausstellung zur Kaiserdynastie der Nguyễn (diesen Namen haben sehr viele in ihrem Familiennamen) Die gesamte Altstadt von Hue ist UNESCO Welterbe und das wirklich sehr verdient. Obwohl von der verbotenen Stadt viel zerstört wurde kann man sich das Leben der kaiserlichen Familie, der Hofmädchen, Eunuchen, Künstlern, Priestern und den ganzen Angestellten gut vorstellen.
Die alte Kaiserstadt Hue war zwischen 1802 bis 1945 die Hauptstadt der letzten Kaiserdynastie, der Nguyễn. Die Palastanlage der Nguyen-Dynastie entstand nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking. Feuer, Taifune, Bombardierungen und Schlachten haben dazu geführt, dass im Laufe der Jahrhunderte von der alten Pracht des Palastes wenig übriggeblieben ist. Allerdings wurde die Anlage umfangreichen Restaurierungen unterzogen, sodass man heute einen ungefähren Eindruck bekommen kann, wie es hier früher wohl ausgesehen haben mag. Seit 1993 gehört die Zitadelle und Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Das Ausmaß der quadratisch angelegten Zitadelle ist gigantisch – eine 10 Kilometer lange und 6 Meter hohe Befestigungsmauer mit einem 4 Meter tiefen und mehr als 20 Meter breitem Wassergraben umgibt das Gelände. Es war früher ein Staat in der Stadt mit Tempeln, Wohnungen für Beamte, angelegten Gärten und breiten Straßen. Die kaiserliche Zitadelle liegt am nördlichen Ufer des Parfümflusses. Zugang zur Zitadelle bieten zehn Tore, davon sind vier in der Südmauer gelegen.
Das wuchtige Noon Gate (“Mittagstor”) ist das Haupttor zur Kaiserstadt. Zu früheren Zeiten durfte nur der Kaiser diesen Eingang benutzen. Heutzutage strömen hier Touristen aller Nationen durch, um in das Innere der Kaiserstadt zu gelangen. Über einen Hof und die Trung-Dao-Brücke sind wir dann zum Thai-Hoa-Palast gelaufen (“Halle der höchsten Harmonie”), die in den Herrscherfarben rot und gold gestaltet ist. In der Halle befindet sich der geschnitzte, vergoldete Thron, auf dem der Kaiser früher saß.
In der Dien Tho Residenz, in der einst die Mutter und die Großmutter des jeweiligen Herrschers lebte, gibt es eine Fotoausstellung. Darin wird die frühere Nutzung der einzelnen Gebäude veranschaulicht. Man kann auch Alltagsgegenstände der Kaiserfamilie und bestickte königliche Gewändern bewundern.
Die Verbotene Stadt
Innerhalb des Palastbezirks befindet sich, mit einer weiteren Mauer abgegrenzt, das Innerste der Anlage: die verbotene purpurne Stadt. Hier befanden sich einst die Wohn- und Arbeitsräume der Herrscher und ihrer Familien. Es gibt schöne Gärten sowie Tempel und Pavillons zu entdecken.
Wir hatten sehr viel Freude an den tollen Gebäuden, Gärten und den vielen, wie zur Kaiserzeit gewandeten Menschen. Man kann dort nämlich Gewänder ausleihen und Fotos damit machen. Eine Lieblingsbeschäftigung der Vietnamesen und aller Touristen😂.
In Hue haben wir das Fahrrad genutzt und fuhren auch außerhalb der Touristenzone in die Wohngebiete. Das Leben ist sehr einfach gestrickt und es ist immer erstaunlich zu sehen, wie scheinbar zufrieden die Menschen mit einfachen Mitteln sind. Mit unserem Aussehen werden wir gern für Fotomotive genutzt und Kinder freuen sich ihre ersten erlernten englischen Sätze an uns ausprobieren zu können. So ist es nicht selten auch Liebesbotschaften zu bekommen. Das ist toll und passiert uns in Deutschland auf öffentlicher Straße nicht. Das Thema Essen steht an oberster Stelle und so werden wir auch noch im Verlauf unserer Reise merken, dass wir sehr viel Essen angeboten bekommen. Aber wir können halt nicht immer nur essen und vor allem nicht alle leckeren Dinge aus den Angeboten. Doch dazu später gern mehr.
An einem Abend haben wir an einer feierlichen Skulptureröffnung eines Musikers und Dichters teilgenommen, bei der die Liveband schöne Musik spielte. Diese Veranstaltung erinnerte an einen feierlichen Pioniernachmittag oder an eine Vorstellung im Puppentheater. Nachdem dann die großen Reden geschwungen wurden, nutzen wir einen Rednerwechsel und flüchteten.
Nach ein paar Tagen zog es uns weiter nach Dong Hoi, natürlich per Zug. Dort angekommen gönnten wir uns ein Taxi ins Hotel und wurden auch freundlichst per Elektrotaxi bis in die Hotellobby gefahren. Dies lag aber daran, dass der Taxifahrer das Auto nicht so beherrschte. Für uns war es aber ein super Auftritt mit dem Auto die Treppe direkt hoch in die Hotellobby. Nach dem üblichen Begrüßungsgetränk und dem Versuch des Eincheckens stellte man dann fest, es ist das falsche Hotel. Klingt zwar ähnlich, ist es aber nicht. Für uns war es nur allzu klar, passt irgendwie zum Taxifahrer. Aber kein Problem man schulterte unser Gepäck, na gut es kam auf einen Wagen und wir gingen ins Nachbarhotel. Das Thema Gepäck schultern ist auch nur bildlich zu nehmen, meist hängen die doch kleiner gebauten Herren in der Hotellobby an unseren schweren Rucksäcken. Aber der Versuch das Gepäck selber zu nehmen, da wir es ja sonst auch tragen, wird immer strikt verboten. Dies ist Aufgabe der Angestellten. Also schauen wir zu und hoffen es holt sich keiner einen Rückenschaden.
In den Folgetagen läuft nun ein kleines Ritual ab. Wir holen uns Fahrräder und erkunden die nähere Umgebung; wir holen uns ein Moped und erkunden die weitere Umgebung. Ein Höhepunkt war der 3 Tagesausflug ins benachbarte Phong Nah Tal. Hierzu meldeten wir uns im Hotel ab und fuhren per Moped in die Berge. Dort wohnten wir in einem direkt am Fluß liegenden Containerhotel und dies verschaffte uns Einblicke und ein Sein mitten in der Natur und mal weg vom Stadtleben. Wir wanderten in der Natur, besuchten die Paradieshöhle, sangen am Morgen Karaoke (na gut nur Stephanie) und Schwatzten mit Mitreisenden. Der Einblick ins ländliche Leben zeigte, dass es hier gemütlicher zugeht. Jeder hat einen eignen Garten, seine Tiere und versucht trotzdem noch ein kleines Geschäft am Straßenrand zu machen. Es scheint auch noch viel über Tauschhandel zu gehen – „ich habe Eier, du gibst mir Gemüse“. In den Dörfern fiel besonders auf, dass alle Kinder Schuluniformen und das rote Halstuch trugen. Überhaupt war der Kontrast zwischen der oft einfachen Wohn- und Lebenssituation und der „Schönheit“ und dem Streben nach „perfektem Aussehen“ sehr groß.
Bei Dong Hoi machten wir einen Abstecher zu den großen Sanddünen, bei denen leider in der Nähe eine neue große Straße gebaut wird, um die ebenso gebauten Fischzuchtbecken bedienen zu können. Das Überfischen scheint ein Problem zu sein; trotz der Verschmutzung in den Gewässern wird fleißig gefischt und auch alles was man fängt wird gegessen. Es war auch nicht wirklich schön in den Dünen oder am Strand zu sein, da überall Müll herumliegt.
Die Stadt Vinh war unser nächstes Ziel. Bei einem Stadtspaziergang wollten wir uns etwas ausruhen und gingen in ein kleines, sehr gepflegtes Grundstück. Es kam dann ein Mann, der uns höflich fragte, was wir hier tun. Wir erfuhren dann, dass wir in einem SOS Kinderdorf gelandet waren. Deshalb ist auch die ganze Straße nach Hermann Gmeiner, dem Österreicher der die Kinderdorf Idee in die Welt getragen hat, benannt. So ein Kinderdorf gibt es in jeder größeren Stadt in Vietnam, oft gehören Krippe, Kita und Schule mit dazu.
In Vinh hatten wir das Glück bei einem Couchsurfer unterzukommen, der uns herzlich aufnahm und gleich ein Abendessen mit Familie organisierte. Wir waren scheinbar das Besondere an diesen Tagen, sodass wir bald auf dem Fußboden mit seiner Frau, seinen beiden Söhnen, seinen Eltern und seiner Schwester mit Familie saßen und traditionell vietnamesisch speisten. Mal wieder typisch war die englische Sprachgewandtheit der Schulkinder, besonders eine junge Dame ist bis heute im regelmäßigen Kontakt mit Stephanie. Alle Fragen der Eltern, die sich nicht mit Händen und Füßen klären ließen wurden nun über die Kinder an uns gestellt. Das Abendessen war lecker, wenn auch besonders und so manches Angebot mussten wir dankend ablehnen. Hühnerfüße geht einfach nicht, dagegen Fleischröllchen in Bananenblätter, frische Schrimps, als auch die Fischsuppe waren sehr gut. Zum Glück gab es auch viel Obst. Wir lernten in dieser Zeit etwas Familienleben kennen und sind erstaunt über den Tagesablauf. An 6 Tagen die Woche wird gearbeitet bzw. in die Schule gegangen. Dies bedeutet 8-11 Uhr und 14 bis 17 Uhr Schule; zwischendurch Mittagspause. Am Abend bis 22 Uhr Hausaufgaben und Lernen, da es nur sehr wenige Plätze für die weiterführenden Schulen gibt. Die Eltern arbeiten im gleichen Rhythmus. Es war sehr spannend die unterschiedlichen Ansichten zu hören, aber auch wie wenig Gleichberechtigung es gibt. Auch das Arbeitspensum ist enorm. Die Frau geht 8 Stunden arbeiten, dann Haushalt und Kinder. Und am Abend kommen 10 bis 12 Englischschüler in ihre selbst gebaute "Schule" unter dem Dach, einem Raum von 3 x 4 Metern. Männer erledigen wirklich nichts im Haushalt. Die viele Erwerbsarbeit ergibt pro Erwachsenen rund 350 € Lohn pro Monat. Trotz der niedrigen Lebensmittelkosten, ist das Leben nicht einfach. Dennoch sind sie glücklich so in der Mittelschicht angekommen zu sein und leben trotz Improvisationen an allen Stellen in ihrem eigenen Haus. Andere hingegen leben oft in einer 1 Zimmerbehausung, welche auch gleichzeitig Werkstatt oder Verkaufsladen ist. Wir hatten eine sehr herzliche Zeit in der Familie und sorgten für etwas Freude, als es beim Frühstück frische Baguettes mit Nutella und Kuchen gab. Standard sind Instandnudeln. Zugegeben, vielleicht war auch ein bisschen Eigennutz dabei J.
In Vinh erlebten wir auch noch den Frauentag, der kommunistisch, traditionell und mit viel Aufwand gefeiert wird. Selbst unser Couchsurfer hat für seine Frau das Frühstück gemacht (heißes Wasser und Instandnudeln?). Alle Damen hatten schöne Kleider an, die Herren schwangen große Reden zu Ehren der Frau und Schnaps gab es für alle. Bestimmt auch ein großes Stück des beliebten Kuchens, der mit einer herrlichen Fischsoße übergossen, serviert wird. Am nächsten Tag „war alles wieder gut“ meinten die Herren, „nun ist wieder 364 Tage Männertag“.
Wir nahmen dann den Zug und fuhren weiter nach Ninh Binh. Hier angekommen wurden wir von unserer Herbergsmutter freundlichst umarmt und mit frischem Vietnamtee versorgt. Sie freute sich so sehr, dass sie endlich mal Gäste hat die eine Woche bleiben wollen. In den Folgetagen waren wir traditionell per Fahrrad oder Moped unterwegs und lernten die Gegend kennen. Auch bei einer Bootstour (wir wurden gerudert), fuhren wir vorbei an Reisfeldern und durch Höhlen. Wir besuchten die Vogelinsel, die Buddha-Höhle, ein Bärenhospital, eine Affenaufzuchtstation (welche mit dem Zoo Leipzig zusammen arbeitet) und so manch andere Sehenswürdigkeit der Region. Auch der beeindruckende Besuch der größten buddhistischen Tempelanlage Asiens mit der 13stöckigen Pagode stand fest auf unserem Wunschzettel. Wir aßen, dass muss hier besonders erwähnt werden, einen echten Käsekuchen. Dies war ein Gedicht, nach Monaten der Abstinenz.
Unser Ziel - die Insel Cat Ba / Halong Bucht haben wir diesmal mit dem Bus bzw. der Fähre erfahren. Hier wohnten wir ebenfalls gut 1 Woche und waren wandern oder auch per Moped unterwegs. Besonders ein Tag auf dem Wasser in gemieteten Kajaks vermittelte uns einen guten Einblick über diese besondere Landschaft der Halong Bucht, welche aus 1969 Inseln bestehen soll. Zum Glück funktionierte des GPS auch auf dem Wasser, denn nach 1 – 2 Km auf dem Wasser sahen alle Felsen ähnlich aus. Auf der Rückfahrt zum Hafen sahen wir 5 Cat Ba Languren, wovon es nur noch 70 Stück weltweit und nur auf Cat Ba gibt. Wir besichtigten außerdem Höhlen und unter anderem eine Hospitalhöhle welche im letzten Krieg genutzt wurde. Außerdem besuchten wir diverse Strände und das ruhige Butterflyvalley und den Cat Ba Nationalpark. In Cat Ba Town entdeckten wir die Cat Hai "Fabrik" für Fischsoßen. Direkt am Hafen werden kleine Fische in große Betonbecken gefüllten und mit Salz vermengt. Dann bleiben die Fische tage oder wochenlang in der Salzlake liegen und die Fermentation setzt ein. So riecht es auch 🤧😵💫. Später kommt dann die Soße in großen Tonkrüge und kann weiter reifen. Spannend zu sehen, aber Fischsoßen möchte man danach lieber nicht mehr probieren.
Hai Duong war für uns ein besonderes Erlebnis, da wir hier eine Schule/Wohnheim für erblindete und sehbehinderte Kinder und Jugendliche besucht haben. Das aus Deutschland unterstützte Projekt www.starsofvietnam.com und der Kontakt über einen Freund dorthin eröffnete uns die Möglichkeit zu einem sehr beeindruckenden Erlebnis. Wir wurden völlig überrascht von 5 Menschen herzlichst begrüßten. Zu Beginn gab es ein offizielles Teetrinken mit dem Schulleiter und die extra bestellte Fotografin begann mit ihrer Arbeit. Die gesamte Zeit kam uns eher wie ein Staatsbesuch vor. Auch beim Rundgang grüßten alle Mitarbeiter höflichst. Wir sahen die Klassenräume, ein Bsp. ein Wohnheimzimmers und weitere Räume. So auch die Küche mit Speisesaal. Dank des bestellten Dolmetschers konnte dann auch spontane Kommunikation stattfinden. Die meisten Kinder kamen zum Mittag aus der Schule und freuten sich der Party die heute anlässlich unseres Besuches stattfand. Die Kinder bezeichneten es als Party (einige konnten gut englisch). Grund dafür war ein besonderes Mittagessen; es gab Süßkartoffelkroketten, Hähnchenschenkel und Cola. Eigentlich hatten wir uns zur Vorbereitung und Mitarbeit auch angemeldet, aber keine Chance. Wir hatten noch ein Teemeeting mit dem Projektleiter. Auch dieser erfreute sich der Info, dass wir ja auch in der sozialen Arbeit tätig waren. So konnten wir uns gut über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Länder unterhalten. Dann zum Mittag wurde fleißig gespachtelt und alle Kinder waren sehr aufgekratzt. Einige mit Restsehstärke nahmen schnell mit uns Kontakt auf und wir wurden zum mitessen aufgefordert (also per Hand bekommt man eine Kartoffel gereicht mit dem Hinweis, iß jetzt :-)). Es folgte ein Fragenaustausch, danke Dolmetscher und Google war dies super möglich. Im Anschluss wurden bei Brettspielen weitere Fragen geklärt. Bevor dann der Schulunterricht in die zweite Runde geht (gelernt wird von 7:30 bis 11:00 Uhr und von 14:00 bis 17:00 Uhr), verabschiedeten wir uns. Am Vormittag lernen die Kinder gemeinsam mit allen in einer staatlichen Schule. Am Nachmittag ist dann Unterricht im Projekt, um die Kinder entsprechend der Behinderung fördern zu können.
Auf dem Weg nach Hanoi mit den Projektmitarbeitern, natürlich per Auto mit eigenem Fahrer, konnten wir noch viele Fragen über Kultur und Leben in Vietnam und auch persönliche Fragen stellen. Der Aufwand war enorm, der für uns betrieben wurde und es war sehr komisch so behandelt zu werden. Am späten Nachmittag in Hanoi blieben wir noch alle zusammen, bekamen eine erste Stadtführung, natürlich eine Fotosession und erzählten weiter über dies und das.
Im Nachgang alle Gedanken über den Besuch kreisen zu lassen brachte wieder viel Erstaunliches. Allein das Wohnen von 8 Kindern auf max. 30 m² mit Doppelstockbetten. Auch die Küche, Wasch- und Schulräume waren sehr einfach und nur zweckmäßig. Es gab überall Stolperstellen und keine extra Hilfen baulicher Art. Trotzdem war spürbar mit welchen einfachen Mitteln versucht wurde, gerade diesen Kindern, eine tolle Schulausbildung bzw. ein Studium zu ermöglichen. In diesem Zentrum können die Kindern nach Ende der Schulzeit den Massageberuf erlernen. Manche Kinder bezeichneten das Wohnheim als ihre Familie. Der Umgang war herzlich, es wurde geknuddelt und gelacht und die Kinder halfen sich untereinander. Z.B. gingen zwei Mädchen gemeinsam ins Bad und als sie zurück kamen zählten sie anhand der Rücken auf der Bank ab, wo ihr Platz ist und somit ihr Essen steht. Wir haben aber auch viele Ansätze gesehen, was man mit einfachen Mitteln oder dem Ansatz „das machen wir jetzt einfach“ hätte verbessern können. Es sah beispielsweise sehr verwohnt aus, hier wäre mit etwas Farbe eine deutlich freundlichere Atmosphäre machbar gewesen. Oder der Schmutz war einfach da und wurde nicht weggeräumt. Aber möglicherweise gehört dies auch zur Kultur, da wir es ja im ganzen Land ähnlich erlebt hatten. Aber das ist auch nur unser Blick, für die Einheimischen ist dies sicher so in Ordnung.
Natürlich haben wir besonders die „Partyfinanzierung“ im Nachgang unterstützt und machen nun gern Werbung für das Projekt.
Hanoi erwartete uns wie schon gedacht sehr voll und im schönen grau eingehüllt. Nach der o.g. Stadtführung haben wir in den beiden Folgetagen uns noch selber auf den Weg gemacht, um einiges zu sehen. Wir besichtigten buddhistische Tempel, chillten am Westlake im Baumhaus und besuchten eine klassische Vorstellung im Theater der Wasserpuppen.
Von Hanoi aus ging es dann wieder in den Flieger zum nächsten Ziel unserer Reise und zu neuen Kulturen. Wir freuen uns sehr auf Taiwan und werden gern darüber berichten.
Nun aber noch gern ein paar allg. Infos, die wie wir finden spannend sind zu wissen.
Moped oder Fahrradanmietungen sind in Vietnam sehr beliebt und man bekommt in nahezu jedem Dorf alles angeboten. So sind auch wir mehrfach per Fahrrad oder Moped unterwegs gewesen und konnten so völlig unabhängig der geführten Touren aktiv sein und unseren eigenen Zeitplan verfolgen. Den Reisegruppen sind wir oft begegnet und sahen wie diese im 10 Minutentakt eine Tempelbesichtigung nach der anderen umsetzten. Das ist nicht unser Ding und so haben wir lieber die 2 € für eine Tagesmiete Fahrrad oder die 4 € für eine Tagesmiete Moped ausgegeben, konnten aber überall so lange bleiben wie wir wollten J.
Das Leben für Touristen ist in Vietnam sehr günstig. Man kann günstig in guten Hotels wohnen, sehr lecker und preiswert Essen usw.. Nur der Wechselkurs bringt doch mal Unruhe in die Aktivitäten, wenn es heißt 25.000 für ein Bier oder 80.000 für ein Essen, da kommt schnell mal eine Restaurantrechnung von 250.000 zusammen. Erst die Umrechnung macht deutlich, achja das sind ja nicht mal 10 €; dank des Wechselkurses 1:26.000.
Der Volkssport Nummer 1 in Vietnam ist KAROKE. So ein Abend, oder auch schon mal in der Mittagspause muss vor allem sehr laut sein. Zu jedem Haushalt, zu jedem Restaurant gehört eine ordentliche Box mit mindestens 2 Mikrofonen. So ist es keine Seltenheit wenn man durch die Orte streift oder unglücklich wohnt, dass es laut wird. Wenn dann noch völlig schief gesungen wird, bzw. die Töne für unsere Ohren fremd und falsch klingen, dann ist alles richtig und es wird gefeiert. Aber einmal daran gewöhnt, ist es für uns ein lustiger Augenblick des Stehenbleibens, Gucken und schnell weiter Gehens.
Das Essen ist das Wichtigste bei den Einheimischen und soll auch das Wichtigste bei den Touristen sein. Sicherlich ist es auch eine Einkommensquelle, da es gefühlt alle 2 Meter einen Verkaufsstand gibt. Wir wurden ständig animiert Essen zu kommen und auch so manche Kostprobe wird schnell angeboten, wenn man zu lang das Angebot studiert. Da kann einem schnell eine Hand Krabbeltiere unter die Nase gehalten werden mit der Bitte doch zu testen. Aber unser Magen und unsere Augen sind nicht dafür ausgelegt. So ist es auch nicht lecker ungekühltes Fleisch in Form von einer halben oder ganzen Ziege inkl. Kopf angeboten zu bekommen, oder Hühner mit hochgestreckten Füßen, oder lebendige Frösche, Meeresbewohner denen man niemals begegnen möchte. Spannend sind Angebote bei denen der Kopf abgedeckt wird, aber deutlich der Hund zu erkennen ist oder jede Menge Enten komplett. Auch das Angebot der Straßenküchen erfreute unser Auge nicht, da es hier frische Nieren, Herzen, Gehirne gab und klar wurde, hier isst man alles vom Tier.
Wir waren also sehr vegetarisch unterwegs und erfreuten uns der vielen Früchte sowie der tollen Frühstücksbuffets in unseren Hotels. Hier war klar was geht gut und was lass lieber liegen.
Eine Besonderheit der vietnamesischen Kultur ist der Umgang mit körperlichen Bedürfnissen. So wird es als völlig normal angesehen sich als Mann an eine Ecke zu stellen und pinkeln zu gehen, egal ob da andere zusehen. Allein ist man sowieso niemals. Es ist nur etwas komisch, wenn man des Weges kommt oder irgendwo steht und dann rauscht es neben einem. Bis heute können wir uns nicht daran gewöhnen mit einer anderen Sitte umzugehen. Die Sitte des Schleimausspuckens ist für uns bis heute ekelig und wird dann umgesetzt, wenn es dem anderen danach ist. Also man geht seines Weges und neben dir wird ordentlich geröchelt und dann…. Somit sehen auch manche Wege zusätzlich zum herumliegenden Müll nicht lecker aus. Als letztes Beispiel nehmen wir das in den Zähnen pulen. Egale welcher Ort einer pult immer mit den Fingern oder dem Stäbchen in den Zähnen und man sieht alles. Nun aber genug der Beispiele, es soll ja nicht abhalten nach Vietnam zu reisen. Es ist eben anders J.
Als Fazit unserer Zeit aus Vietnam können wir sagen, ein Land mit sehr freundlichen, hilfsbereiten Menschen, die trotz des bescheidenen Lebensstils zufrieden leben. Das Land hat eine sehr schöne Natur und geographische Vielfalt, leider ist die Müllentsorgung ein wirkliches Problem, welches an zu vielen Orten die Schönheit drastisch schmälert. Egal ob in den Flüssen, den Meeren, den Stränden, den Wäldern oder auch Ortschaften, dass Bewusstsein die Umwelt zu schützen scheint nicht vorhanden zu sein. Eine Aussage eines Vietnamesen bringt es auf den Punkt zum Thema Touristen „es ist leider vielen egal, wenn die Touristen nur einmal herkommen und dann wegen des Mülls nicht noch einmal“. Dies kann man angesichts der Touristenströme von jährlich rund 8 Millionen allein in der Halongbucht so sehen, ist aber auf lange Sicht definitiv falsch. Die Natur kann mit dem Müll, der ihr zugemutet wird nicht umgehen und wird bald kollabieren. Wir hoffen sehr, dass dies in Vietnam verstanden wird und kurzfristig aktiv Naturschutz betrieben wird. Auch wir haben im Meer nicht gebadet und auch keinen Fisch gegessen.
Wir setzen nun unsere Weltreise fort, danken den Menschen die wir kennenlernen durften und wünschen dem Land gutes Gelingen zum naturbewussten Handeln.
Bilder folgen in den nächsten Tagen