USA und Kanada 04.Juli bis 23.September 2024
„Ich war noch niemals in New York....“; dieses Lied können wir jetzt nicht mehr singen.
Wir hatten ein super Glück mit unserem Flug, jeder hatte eine 4er Sitzreihe ganz für sich allein. So kann man 15 Stunden Flug super aushalten! 2 Filme schauen, etwas essen und dann 8 Stunden im Liegen schlafen. Es war sogar mehr Platz als in der 1. Klasse. So kamen wir am Morgen im New Yorker Hotel an. Nach einer kurzen Pause ging es in die Straßen von Manhatten, welche aber wie leergefegt waren. Haben wir etwas verpasst? Nein, wir waren genau am 4. Juli, dem Independence Day angekommen. Am Nachmittag füllten sich die Straßen, es gab Konzerte und sehr viele Flaggen an den Häuserschluchten zu sehen. Viele Menschen waren in amerikanischen Mustern und Farben gekleidet oder geschminkt unterwegs - Festtagsstimmung. Am Abend konnten wir das berühmte Feuerwerk mit ansehen.
Da wir ja mitten in Manhattan wohnten, sahen wir die Carnegie Hall, Time Square, Rockefeller Center, Central Park usw. und nutzten die Fähre nach Staaten Island. Die Fährfahrt war so schön, sodass wir sie am Abend, als New York in allem Glanz erstrahlt noch einmal nutzten. 3 Tage New York sind sehr kurz aber das Zugticket war fix und mit dem verspäteten Abflug von Kapstadt, konnten wir nicht rechnen.
Der Abschied von New York wiederum war besonders. Wir hatten den berühmten Amtrak Train nach Buffalo gebucht. Erst hatte der Zug 1,5 Stunden Verspätung und als gerade alle ihre Plätze gefunden hatten, fing es an zu brennen und alle mussten wieder aussteigen. Aber schon nach einer weiteren Stunde ging es los. Wir fuhren 9 Stunden und konnten so die weitläufige Landschaft der USA vom Fensterplatz aus genießen. In Buffalo angekommen wohnten wir zwei Tage im Motel. Wir besuchten das Sommertheater und schauten uns die Stadt an. Am Folgetag testeten wir das Gesundheitssystem in der USA und waren glücklich das die Kreditkarte funktionierte. Frisch geschient zogen wir bei unserem Couchsurfer John ein. Den Sonnenuntergang über dem Eriesee genossen wir gemeinsam mit ihm von einer der höchsten Dachterrasse in Buffalo. Mit John gingen wir am nächsten Abend in Nietzsche's Club und wurden mit Livemusik, Striptease und kaltem Bier erfreut.
Der Eriesee fließt über den Niagara River in den Ontario See und dazwischen liegen die Niagara Fälle. In diesem verrückten Ort wohnten wir 2 Tage und genossen die Wasserfälle bei, Regen, Sonne, Feuerwerk und Lichterfest. Ein wirklich toller Anblick. Hier zu wohnen ist günstig, da der Parkplatz nur 50 $ die Stunde kostet 😂. Mit dem Greyhound Bus 🚌 reisten wir nach Kanada ein. In der Millionenstadt Toronto wohnten wir im 39. Stock und hatten viel Spaß mit den Couchsurfern Dona und Clifin. Neben der Besichtigung von Toronto starteten die Vorbereitungen für unsere Fahrradreise. Dies war komplizierter als gedacht und so wohnten wir im Studentenwohnheim gleich neben der Fahrrad Werkstatt. Hier verbesserten wir unsere gekauften Secondhandbikes und bauten unsere Gepäckträger, Taschen etc. an. Nun ausgestattet mit den Rädern konnten wir die Stadt besser erkunden und waren auch beim Dirty Dancing Abend pünktlich.
Am 22.07. starteten wir bei strahlendem Sonnenschein entlang des Waterfront Trails. Fahrradfahren 🚴 in Kanada ist nicht wie in Europa. Selten gibt es getrennte Radwege, meist fährt man auf dem Standstreifen. Auch führte der "Waterfront Trail" selten am Wasser entlang, da die schönen Plätze am Wasser oft Privatgrund sind und so waren unsere Badestops, trotz starker Wärme, begrenzt da man oft nicht ans Wasser rankam. Wir haben das Sommerwetter hier kennengelernt, was bedeutet 5 Tage Sonne zwei Tage viel Regen. Die wenigen Strandbäder nutzten wir, teilweise zur Übernachtung im Zelt. Wir lernten, besonders an den Regentagen tolle Couchsurfer kennen, die uns an ihrem Leben teilhaben ließen. Gemeinsames Kochen, erzählen, lachen, baden im Pool bei Regen, Lagerfeuer und vieles mehr. Für unser Zelt fanden wir mit etwas Suche gute Stellplätze, die sich am Morgen auch als Lieblingsplätze der Einheimischen herausstellten. Am Abend besuchten uns die anderen "Einheimischen", die unser Bestes wollten - unser Blut. Auch ist es gut einen großen Holzknüppel direkt am Zelt liegen zu haben. Damit man den Kampf gegen die gefräßigen Waschbären aufnehmen kann. Diese waren überhaupt nicht scheu, rissen die Fahrradtasche auf und klauten unser Frühstück. Von Nacht zu Nacht wurde es enger im Zelt, da nun auch alles Essen, Zahnpasta etc. mit ins Zelt musste. Bei unseren Fahrten genossen wir die Landschaft, schoben manchen Berg die Räder hinauf und sausen dann schneller als die ganzen E-Bikes hinab. Wir hatten ja genug Gepäck 😉.
Unsere Geburtstagtage hatten in diesem Jahr ein besonderes Flair. Wir wohnten jeweils bei Couchsurfern, genossen ein Wine Tasting, hatten Lagerfeuer, Steffen stand allein bei Sonnenuntergang auf dem Bootssteg und angelte, es gab Kuchen und am Abend viel Weihnachtsbeleuchtung. Unsere Route führte uns nun entlang des St. Lawrence Stromes und wir fuhren entlang der 1000 Inseln im Fluss. Der Hochsommer verabschiedet sich und wir entschieden uns den Plan anzupassen. Und wollten nach 400 km auf dem Rad direkt nach Québec City springen. Leider war es unmöglich Fahrräder im Zug oder Bus mitzunehmen. So musste wieder ein neuer Plan her. Wir fuhren mit dem Auto und den Rädern darin nach Ottawa und zogen bei Ron, einem freundlichen Couchsurfer ein. Hier konnten wir in Ruhe die hübsche Stadt, den Regierungssitz von Kanada, erkunden und unsere weitere Reise planen. Unsere Wahl zur Weiterfahrt fiel auf einen Cargovan, in welchem unser Zelt und die Fahrräder Platz hatten. Somit für alle Wetterlagen gerüstet konnten wir nun größere Sprünge machen. Von nun lebten wir unauffällig im Auto, konnten "wild campen" und dort sein wo es schön ist. Besonders unser aufgebautes Zelt im Van war oft Gesprächsthema an Stellplätzen und wurde bestaunt. Unsere Reiseroute hatte sich total verändert und es ging Richtung Norden, Richtung Neufundland. Die Fahrräder kamen weiterhin zum Einsatz, aber mit leichterem Gepäck. Das Schlafen im Auto war eine sehr gute Idee, den in den Nächten wurde es manchmal schon ziemlich frisch. Auch ein Regentag konnte uns so nicht erschüttern. Wir fuhren zum Beispiel an den Lac Saint Jean, welcher riesig ist. Er ist 9mal so groß wie unsere Müritz und dennoch ein "normal großer See" in Kanada. Das Kanada ein riesiges Land ist wird schnell deutlich. Die Fläche von Europa ist genauso groß wie das Land Kanada. Und allein die Provinz Québec ist 4mal so groß wie Deutschland. Kanada hat 40 Millionen Einwohner und auf den Quadratkilometer kommen 4 Menschen im Vergleich zu Deutschland mit 240 Einwohnern pro Quadratkilometer. Weiter ging es entlang des Fjordes Saguenay, wir besuchten die Nationalparks und hatten tolle Begegnungen mit Menschen. So wohnten wir zum Beispiel bei Mary, einer Biologin, mit der wir gemeinsam durch den National Park wanderten, in ihrem Lieblingssee schwammen und ganz viel lachten. Mary kommt aus der Gaspesie und hat uns davon überzeugt die Gaspesie zu erkunden. Also wurde der ursprüngliche Plan "Neufundland" ad acta gelegt und neu geplant. Kurz vor unserer Überfahrt zur Gaspesie sahen wir einige ganz kleine Wale, Harbour Porpoise, die etwa 1 bis 1,5 m groß sind. Auch einen Harbour Seal, eine Art Robbe, mit seiner lustigen Kopfform sahen wir. Am beeindrucktesten waren die weißen Beluga Wale, welche bedeutend größer sind und von denen es hier im geschützten Bereich viele gibt. Wir haben uns entschieden die Gaspesie Halbinsel zu umrunden. Diese französische sprachige Region ragt in den St. Lawrence Golf hinein. Diese Gegend ist sehr bergig und lebt von Landwirtschaft und Tourismus. Das Wort Gaspesie bedeutet Ende der Welt. Der Seefahrer Jacques Cartiers nahm 1534 die Halbinsel für die französische Krone in Besitz. Überall findet man Spuren seines Namens. Auf der Halbinsel gibt es mehrere National Parks, welche wir besuchten. Wir fanden immer schöne Stellplätze oder Campingplätze. Das Auto ließen wir stehen und gingen wandern oder mit den Fahrrädern auf Tour. Besonders witzig fanden wir, dass wir an einem Ort mit einer Brücke waren. Und auf der einen Seite der Brücke war es 19 Uhr und auf unserer Seite erst 18 Uhr. Google erklärte uns, dass wir genau an einer Zeitzonengrenze gelandet waren. So sichtbar haben wir das noch nie erlebt 😊.
Am Bonaventura River stiegen wir auf das Kanu um und fuhren einen ganzen Tag lang diesen Lachsfluss hinab. Das Wasser war wunderbar klar, türkis bis grün und man konnten die Lachse sehr schön sehen. Sie sehen ein bisschen wie kleine Haie aus und sind sehr scheu. Leider hatte der Fluss an manchen Stellen mehr Steine als Wasser, sodass wir es erfolgreich schafften unser Kanu 2mal volllaufen zu lassen. Da wir ja eine begleitete Tour gebucht hatten half uns der Guide bei Ausleeren des schweren Bootes. Am Abend kamen wir glücklich am Auto an und es gab leckeren, gebratenen Lachs.
Wir besuchten viele kleine Orte, die sich fast nur entlang der Küste aufreihen. Es gab Orte die touristisch erschlossen waren und andere die manchmal nur aus 10 Häuser bestanden. Die Küste ist wunderschön anzusehen lädt aber nicht zum Baden ein. Bei 4 Grad Wassertemperatur reicht ein Test mit der großen Zehe um den Badewunsch zu verlieren. Wir waren jetzt auch schon ziemlich weit nördlich, konnten fast nach Grönland gucken. Der Spätsommer bescherte uns warme Tage mit super Sicht, aber kalte Nächte, in denen die Mütze im Schlafsack nicht fehlen durfte. Manchmal gab es auch ein Lagerfeuer. Im National Park Forillon wanderten wir dann wirklich bis Land's End und konnten die ersten herbstlich gefärbten Bäume bewundern. Wir unternahmen sehr schöne Wanderungen mit tollen Ausblicken auf diese beeindruckende Küste. Wir sahen wieder unterschiedliche Robbenarten im Wasser spielen und hörten auch ihren "Gesang". Auch die Bass Tölpel, die Vögel mit den blauen Augen, stürzten sich immer wieder im Jagdfieber ins Meer. Sie haben dabei eine Geschwindigkeit von 100 km/h drauf und können bis 20 m tief tauchen. Auch sind diese Vögel sehr groß, 60 bis 90 cm und habe eine Flügelspanne von 160 bis 190 cm.
Es ist ja ein französisch geprägter Landstrich und Essen hat eine große Bedeutung. So wird auch mal die hüglige Landschaft beschrieben – es sieht aus wie ein Eis mit Karamell übergossen. Eine Spezialität der Region ist die Poutine. Gegessen wird diese meist mit frischem Shrimps. Es können aber auch blaue, goldene oder rote Hummer dazu gereicht werden. Steffen war von der Shrimpsversion begeistert. Wir liebten auch die Besuche in den Eisdielen und den kleinen Bäckereien mit so vielen liebevoll gestalteten Köstlichkeiten.
Im National Park de la Gaspesie, welcher die höchsten Berge der Insel besitzt, gab es grandiose Ausblicke und sehr schöne Sonnenuntergänge. Dieses besondere Nachmittags- und Abendlicht verleiht der Taiga und Tundralandschaft ein einmaliges Aussehen. Ein besonderes Erlebnis war ganz in Ruhe einen Elch zu beobachten. Wir beendeten die Gaspesierundfahrt an der Fähre und fuhren über den St. Lawrence Strom. Auf Empfehlung von Couchsurfern besuchten wir das hügelige, romantische Charlovoix. Dieses ist aus einer Graterlandschaft entstanden, da vor vielen Millionen Jahren hier ein riesiger Meteorit niederging. Durch Erosion und Gletscherbewegungen sind die schönen Hügel entstanden. Hier gibt es viele alte Häuser, Kunstateliers, leckeres Essen, Botanische Gärten sowie Klöster und Kirchen. Besonders die Basilika Sainte-Anne-de-Beaupré war beeindrucken. Sitzplätze im Kirchenschiff für 1300 Menschen und in der riesigen Krypta noch einmal so viel.
Dann zogen wir in Levis, einem Vorort von Québec City ein und wohnten bei Dany, einem netten Couchsurfer. Von nun an sind wir wieder ohne Cargovan unterwegs und die Fahrradketten haben zu tun. Wir zogen nach 3 Tagen zu unserer nächsten Couchsurferin Laurence und erkundeten die Highlights der Stadt per Rad, da es eine super Fahrradstadt ist. Mit Laurence besuchten wir die I'll de Orleans, sahen die Québecer beim Apple Picking und besuchten eine befreundete Familie. Hier wollten wir uns den Mapel (Ahorn) Sirup Hain samt Sugar Shack ansehen. Sebastian brachte uns über holprige Wege in seinen Ahorn Hain und zeigte uns sein selbst gebautes Sugar Shack Haus. Die Herstellung von Ahornsirup wurde von den indigenen Völkern in Nordamerika erfunden. Von Ende Februar bis April, sobald längerer Sonnenschein tagsüber schon für höhere Temperaturen sorgt, nachts aber noch der Frost herrscht kann man beginnen. Durch das Anbohren des Stammes wird ein Teil des Pflanzensaftes entnommen, ohne dem Baum bedeutenden Schaden zuzufügen. Der gesammelte Pflanzensaft wird durch Kochen über einem Holzfeuer eingedickt, bis der Sirup einen Zuckergehalt von etwa 60 % hat. Diese geschieht im sogenannte Sugar Shack Haus. Durch das Kochen karamellisiert dann der Zucker und gibt dem Sirup sein charakteristisches Aroma. Wir haben gesehen, wie der Ahornsaft in Plastikschläuchen gesammelt wird und dann verbindet man die Bäume über Plastikrohrleitungen mit einem Sammelbehälter. Durch eine Pumpe wird der Saft dann direkt in das Sugar Shack befördert. Man benötigt für das Kochen sehr viel Holz, da es lange dauert bis der Sirup gekocht ist. Für einen Liter Ahornsirup werden etwa 30 bis 50 Liter Ahornwasser benötigt. Diese Menge kann ein einzelner Baum in etwa zwei Wochen hervorbringen. Aber erst ab einem Alter von 40 Jahren eignen sich die Bäume zum Sirup machen.
Als zweites Erlebnis konnten wir bei der Apfelsaftherstellung dabei sein und auch etwas mithelfen. Der Saft schmeckte super und alle Leute, auch die Kinder, halfen fleißig mit. Nun nutzten wir in Quebec eine neue Wohnform - home exchange. Mit unseren Fahrrädern erkundeten wir die Stadt und die Umgebung. Die sehr schöne, auf einen Berg liegenden, Altstadt ist UNESCO Kulturerbe und wirklich sehr sehenswert. Spannend waren unsere Besuche in Bibliotheken, welche teilweise in alten Kirchen bzw. Kapellen untergebracht sind. Nach den langen Radtouren bzw. Wanderungen fand man uns dann im Park oder am Strand, bis die Flut kam, liegend vor. Nach einer Woche Québec City, kennt man sich schon gut aus. Wir gaben unser Camping Zeug und unsere Fahrräder ab und machten dann einen großen Sprung zurück nach Toronto. Bei unseren Couchsurfern vom Beginn der Radreise, Dona und Clifin zogen wir wieder ein. Wir verbrachten ein sehr schönes Wochenende miteinander, verabschiedeten uns von Kanada und machten uns auf den Weg Richtung Osten.
FAZIT:
Nach 2,5 Monaten Kanada haben wir sehr viel erlebt und gesehen aber von dem riesigen Land nur einen kleinen Zipfel. Wir finden das die Sommerzeit eine gute Reisezeit ist. Wir hatten oft warme bis heiße Tage, aber auch starke Regenfälle und kalte Nächte. Der Temperaturunterschied zwischen der nördlichen Gaspesie und dem südlichen Toronto ist deutlich spürbar. Es ist ein Land, in welchem es noch viel zu entdecken gibt und wir werden gern wiederkommen.
Fotos von New York und Buffalo
Bilder vom Besuch der Niagara Falls
Bilder von Kanada