Portugal vom 24.09.2024 bis zum 21.10.2024

Europa etwas näher sein und noch einmal Sonne tanken war unsere Devise, als wir uns für diesen Teil unserer Reise entschieden haben. Die letzten 4 Wochen unserer Weltreise haben begonnen und wir sind schon jetzt wehmütig, wenn wir an das Privileg „Reisen ohne schnelle Rückkehr“ oder „einfach immer weiter, nur nicht nach Hause“ denken. Zu der Etappe Portugal wird uns nun bewusst, dass wird der Abschluss und danach fahren wir nach Dresden zurück.

Also nutzen wir die Zeit richtig und machen etwas, zudem meist auch ein normaler Urlaub zu kurz ist. Wir mieten uns einen richtigen Camper für 3 Wochen und fahren durch Portugal. Gesagt, gebucht und hier sind wir nun und stehen in Lissabon und holen unseren Camper ab. Zum ersten Mal reisen wir wie die Rentner J und richten uns im Camper, der sogar ein Badezimmer hat, ein. Wir wollen an der Küste entlang in den Norden, dann ins Hinterland und von dort an der spanischen Grenze entlang in den Süden zur Algarve und wieder nach Lissabon zurück.

 

Unsere erste Nacht verbrachten wir am Cape da Roca, dem westlichsten Punkt von Portugal. Nachdem alle Touristen losfahren mussten, hatten wir den rot gefärbten Himmel und den blinkenden Leuchtturm ganz für uns allein. Gleich am Morgen starteten wir auf dem Küstenwanderweg und erfreuten uns der tollen Wellen, Ausblicke und Pflanzen. Die Sonne meinte es gut, aber wir waren diese Wärme nicht mehr gewohnt, sodass wir direkt an den Strand fuhren. Die Wellen lockten, waren aber zu groß zum Surfen. Das holte Stephanie am Strand von Peniche an den nächsten 2 Tagen nach. Türkises Wasser, andere Surfer die einen ermutigen und super Wellen, machten diese Zeit besonders.

Wir folgten der Küste und hatten herrliche Stellplätze auf dem Cliff oder direkt am Strand. Die weltgrößte Surfwelle in Nazare, die manchmal bis zu 25 Meter hoch ist, ließ sich nicht blicken, da wohl die Bedingungen nicht stimmten. Dennoch saßen wir am Strand und stellten uns alles vor J.

In den nächsten Tagen zogen wir weiter und besuchten die Orte Obidus, das Kloster Balahal und auch die alte Universitätsstadt Coimbra. Das Kloster Mosteiro de Santa Maria in Alcobaça war sehr beeindruckend. Das riesige Gebäude, welches aus einer 27.000 m² großen bebaute Fläche besteht, ist aus dem 12 Jahrhundert und formvollendet im gotischen Stil erhalten geblieben. Grundsätzlich waren ja die Mönche, mit Ausnahme des Gebets, zum Schweigen verpflichtet deshalb verwendeten viele die Gebärdensprache. Die gekachelte Küche im Kloster hat eine Tiefe von 29 Metern und erstreckt sich über zwei Etagen, mit einem 18 m hohen, riesigen Kamin. Unter dem Küchenboden verläuft eine Levada-Pipeline, ein künstlicher Nebenarm des Flusses Alcoa. Das Wasser wurde über mehr als 3,2 km geleitet und verlief mit einem Gefälle von 0,25 % durch begehbare Tunnel oder durch Kanäle in Richtung Kloster, welche architektonische Leistung!

Nach so viel Kultur zog es uns zurück an den Strand. Hier konnten wir beim „Traktorfischen“ zusehen. Das halbe Dorf war versammelt und mit Traktoren wurde das Netz auf den Strand gezogen. Sofort wurde der Fang an die Einheimischen verkauft und der Rest ging als Arbeitslohn an die fleißigen Helfer. Trotz des einsetzenden Regens hielten alle bis zum Ende durch. Uns zog das Wetter in die Stadt Porto, wo wir auf einem Campingplatz unseren Camper abstellten. Wir versuchten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Highlights der Stadt zu kommen, mussten aber oft einen Uber (privates Taxi) nutzen, da der Fahrplan nur ein Straßenschmuck ist :-). Auch in Porto aßen wir viele Natas und Stephanie war froh die Sanitäranlagen auf dem Campingplatz, zwecks Magensanierung, nutzen zu können. Wer Porto besichtigt braucht stramme Waden, da es viele Treppen und steile Straßen zu erklimmen gilt. Wir genossen das Flair mit Straßenmusik, Cafés und viel Kultur und schlängelten uns oft an den Touristenmassen vorbei.

Aufgrund der ungünstigen Wetterprognose (eine Regenwarnung für die kommenden 6 Tage) sind wir nicht weiter nach Norden gefahren und bogen nach Osten in die Berge ab. Hoch oben, im Nationalpark de Serra, wanderten wir entlang des 12 km langen Mühlenweges, der die ganze Zeit über einen Holzsteg und viele Treppen führt.

Die Landschaft ist sehr karg und wird von vielen Steinmauern vor Erosion geschützt. Wir sahen auch viele von den Waldbränden versehrte Gebiete und trotzdem brennen Bauern ihre Felder ab oder machen Feuer. Auch die intensive Beweidung mit Schafen und Rindern tut dem Boden nicht gut. Aber diese Kulturlandschaft ist sehr alt und die Korkeichen, teileweise mit dem roten abgeschälten Stamm, geben ihr ein ganz eigenes Aussehen. Schon seit der Jungsteinzeit leben Menschen in diesem Gebiet, wovon die zahlreichen Dolmengräber und andere Steinbauten, viele auch von den Römern, zeugen.

In der Stadt Evora sieht man zum Beispiel einen römischen Tempel neben einer Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Auch die öffentliche Bibliothek ist sehr alt und einen Besuch wert, man fühlt sich fast wir in einem anderen Jahrhundert. Die Universität von Evora ist spektakulär. Jeder Seminarraum, in dem 1559 gegründeten Bau, ist mit Azulejos geschmückt. Es gibt es hier ein reiches Studentenleben in den altehrwürdigen Räumen und nur der Beamer zeugt davon, dass wir in der Gegenwart sind.

Wer sich an dieser Stelle fragt, wie kriege ich meine Sachen sauber J, so ist dies auch in Portugal möglich. Es gibt auch hier ein großes Laundryangebot und als erfahrene Reisende bekamen wir auch diese Waschmaschinen zum Laufen.

Wir fuhren jetzt in Richtung Süden, entlang der spanischen Grenze. Die Algarve lockte, ist aber inzwischen für Camper schwierig zu bereisen. Oft war die Zufahrt an die Strände für Campervans verboten und Verkehrsschilder machten deutlich, „Camper nicht erwünscht“. Der Grund ist, dass in Corona Zeiten viele Camperbesitzer, auch aus Deutschland, an die Algarve fuhren und dort für Wochen in Camperburgen die Strandregionen belagerten. Dies nachvollziehbar zum Missfallen der Einheimischen. Somit war unser Aufenthalt an diesen Orten der Algarve kürzer als geplant und wir fuhren Richtung Westen.

Wir besuchten viele Strände und Steilküsten, gingen Wandern, Baden und Surfen – einfach die Seele baumeln lassen und „Da sein“.

Ein besonderer Stellplatz, den wir hier gern erwähnen möchten, war der Leuchtturm bei Cavaleiro. Hier standen wir direkt am Fußballplatz hoch über den Klippen. Es fand ein Spiel auf dem Platz statt und wir waren live dabei und genossen diese besondere Atmosphäre. Leider wurde das spannende Duell aufgrund einer schweren Spielerverletzung abgebrochen. So setzten wir uns mit den Campingstühlen einfach an die Klippenkante und sahen der Sonne beim Untergehen zu. In der Nacht warf der Leuchtturm sein blinkendes Licht auf unser Bett. Ein herrliches Gefühl so behütet zu sein.

Auch diese 3 Wochen vergingen wie im Flug und so fuhren wir an unserem letzten Campertag über die beeindruckende Brücke nach Lissabon hinein. Diese trägt den Namen „Vasco da Gama“, ist 17 km lang und führt über den Fluss Tejo.

In Lissabon konnten wir noch einmal Couchsurfing nutzen und zogen für 5 Nächte bei Ires und Louis ein. Wir durften in ihrer schönen Wohnung mit ihren anderen WG-Bewohnern leben und das heilige Wohnzimmer besetzen. Beide sind superfleißige liebevolle Menschen, die viel Energie und Zeit in den Ausbau ihrer drei Computershops investieren. Somit hatten wir viel Zeit, schöne Dinge in Lissabon zu entdecken. Wir besuchten u.a. Christo Rei (eine Christusstatue in Anlehnung an die in Rio de Janeiro), die Brücke des 25. April (diese ist im Stile der Golden Gate Bridge gehalten), das berühmte spätgotische Kloster Mosteiro dos Jeronimos, das graffitbesprühten Cais do Ginjal, das Künstlerviertel XL Factory und den Torre de Belem. Letzterer ist ein befestigter spätmittelalterlicher Turm, welcher im Fluß Tejo liegt. Der Turm hat das große Erdbeben von 1755 überstanden und wurde ursprünglich als Leuchtturm genutzt. Von einem zweiten ihm gegenüberstehenden Turm konnte man feindliche Schiffe ins Kreuzfeuer nehmen. Bis ins 19.Jh. diente der Torre auch als Gefängnis und Waffenlager.

Wir schlenderten durch die Stadtviertel, so auch durch Bairro Alto, Baixa de Lisboa und Almada. Hier fielen uns besonders die alten Häuser auf, welche reichlich mit Kacheln verziert sind. Auch war es sehr markant, dass gefühlt jedes zweite Geschäft eine Pasteleria beherbergt. In so mancher dieser Bäckereien sind wir bei den süßen Pastela de Nata regelmäßig hängen geblieben und haben so unser Reisegewicht wieder nach oben korrigiert Diese kleinen Puddingtörtchen in Blätterteig gebacken und wahlweise pur oder mir Zimt bestreut bestimmten unser tägliches Leben in Lissabon😊. Wir konnten den Bäckern oft über die Schultern schauen und haben uns bei der Herstellung der Natas die Nase an der Glasscheibe plattgedrückt.

Uns ist auch aufgefallen, dass die Häuser sehr abenteuerlich verkabelt sind und meist eine Renovierung dringend erforderlich wäre. Nach der Nelken - Revolution 1974 hatte der Staat die Mieten für viele Jahrzehnte festgesetzt. Selbst die Sozialwohnungen haben heute noch den Mietspiegel aus dieser Zeit. Demzufolge können keine Gelder für Renovierungen über Vermietungen erwirtschaftet werden. Dementsprechend sieht man dies einigen Häusern sehr deutlich an. Auch liegt der derzeitige Mindestlohn in Portugal bei 4,85 € und bei einem Preisniveau von Waren ähnlich dem in Deutschland, dauert es sehr lange eine nötige Renovierung selbst finanzieren zu können.

Neben der Besichtigung der Stadtteile zog es uns immer wieder an einen der zahlreichen Strände. Wir bestaunten die Wellen- und Strandsurfer, genossen das Spiel der großen Wellen und relaxten bei Sonnenschein.

Am vorletzten Tag unserer Reise, es war ein Sonntag, gingen wir in die Kirche. Ires und Luis haben uns eingeladen mit ihnen zu kommen. Luis Beschreibung traf es ganz gut, "die Show" war beeindruckend. Tolle Livemusik und Tanz, Umarmungen und Festhalten. Die Predigt war sehr energiegeladen aber aus unserer Sicht, und was Google Translater übersetzt hat😊, sehr aufbauend. Es war eine tolle, warmherzige Erfahrung. Am Ende gab es noch Kaffee, Kuchen und kleine Käse Bällchen. Danach brachten uns die beiden zum Cape da Roca, das war der Punkt, an welchem wir am ersten Abend in Portugal standen und so schloss sich ein Kreis unserer Reise. Es sah ganz anders aus, die Sonne stand anders und das Meer war wilder. Ein paar Fotos später und weiter ging die Fahrt nach Sintra. Hier wanderten wir durch die schöne alte Stadt, sahen aber nur einen kleinen Teil. Es gibt sehr viele alte Gebäude, Schlösser eingebettet zwischen Gärten. Man braucht bestimmt eine Woche um alles zu erkunden, so ist unser Eindruck. Am Ende des Tages stand noch die Überraschung von Ires an. Sie freute sich wie eine Schneekönigin uns den Platz Azenhas do Mar zu zeigen. Und es war ein sehr schöner Ort. Hoch über dem Wasser klebte das Dorf, unten an den Klippen der türkise Ozean und es gab einen Meerespool. An diesem Tag wäre bei dem Wellengang allerdings kein Baden möglich, da die Wellen heftig ins Becken wogten. Viel Bilder später fuhren wir nach Cascais, dem Nobel Ort und es gab in der Marina ein gutes Abendessen mit Sangria. Dies war ein sehr schöner Abschlusstag, auch für unsere Weltreise. Portugal hat uns sehr gut gefallen und wir sind froh für ein Wiedersehen nicht ganz so weit reisen zu müssen.

Am nächsten ging es früh raus und es hieß den Heimflug antreten. Mit schwerem Herzen kamen wir Kilometer um Kilometer unserer Heimat näher. Hoch über den Wolken nahmen wir Abschied von der aktiven Zeit und unseren 378 Tage, in der wir die Welt bereisten.

Wieder in Dresden angekommen wurden wir sehr herzlich und mit geschmückter Umgebung empfangen, sahen einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Altstadt von Dresden und schlossen die ersten Familienangehörigen fest in die Arme.